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2021 wird ein Superwahljahr – neben der Bundestagswahl im September finden zahlreiche Landtags- und Kommunalwahlen statt. Das Informationsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger ist groß, ebenso das Potenzial für mediale Berichterstattung. Der Einsatz von Natural Language Generation (NLG) leistet Redaktionen bereits heute Unterstützung in der Berichterstattung – neben Wahl-, Sport- und Verkehrsberichte lassen sich beispielsweise auch Nachrichtenformate wie tägliche Corona- und Impf-Updates automatisiert erstellen.
Im Journalismus führt der Einsatz von KI-Technologien zu einem facettenreichen und vielschichtigen Wandel – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch verstärken wird. So ergab die Anfang 2019 vorgestellte Studie “Trends der Zeitungsbranche 2019” des BVDZ und der Unternehmensberatung Schickler, dass Künstliche Intelligenz für die deutschen Zeitungsverlage von wachsender Bedeutung sei: 74 Prozent der Unternehmen halten demnach den Einsatz von KI-Technologie für “relevant bis sehr relevant”, bei den großen Verlagshäusern seien es sogar 96 Prozent. Starkes Ausbaupotenzial seien – so die Studie – insbesondere in der maschinellen Erstellung von Sport-, Wetter- und Börsenberichten sowie in der Klassifizierung von Content zu erwarten.
Die Studie zeigt auf: Bereits heute hat die Medienbranche die Chancen Künstlicher Intelligenz erkannt und setzt sie beispielsweise zum automatisierten Verfassen von Artikeln, dem Aufspüren von Fake News sowie bei der Individualisierung von Inhalten ein. Darüber hinaus ermöglicht KI die Erschließung völlig neuer Geschäftsmodelle: Neue Contentformate können angeboten, effizient erstellt und zielgruppenspezifischer ausgespielt werden – eine Win-Win-Situation sowohl für Kundinnen und Kunden als auch für Medienunternehmen.
In einem innovativen Leuchtturmprojekt wurden mehr als 280 Wahlergebnis-Analysen bei der vergangenen NRW-Kommunalwahl mit der Software-Lösung von Retresco auf Basis von offiziellen Daten für jeden einzelnen Wahlkreis automatisiert erstellt und auf RP Online nur wenige Minuten nach der Stimmenauszählung veröffentlicht – effizient, reichweitenstark und hyperlokal.
Die Mehrwerte sind vielfältig: Während die flächendeckende und detaillierte Wahlberichterstattung dem Informationsanspruch der Leserinnen und Leser gerecht wird, verschafft RP Online durch effiziente Redaktionsprozesse Journalistinnen und Journalisten mehr Freiräume für Kerntätigkeiten.
Mit Natural Language Generation die tägliche Berichterstattung zu Corona-Infektionszahlen und zur Impfsituation automatisieren: Seit Ende Juni 2020 sind auf diese Weise mehr als hundert Artikel zur aktuellen Corona-Situation für Deutschland und Nordrhein-Westfalen entstanden. Die Artikel enthalten neben den aktuellen Inzidenzzahlen und R-Werten unter anderem auch Informationen zu regionalen Hotspots und zur Belegung von Intensivstationen. Seit Januar 2021 kommen zudem aktuelle Berichte zur Impfsituation in NRW, für Deutschland und die Welt dazu.
Nur wenige Minuten nach der morgendlichen Veröffentlichung der RKI Daten stehen die automatisiert erstellten und leserfreundlichen Texte auf RP ONLINE bereit. Das Portal avanciert so zur zuverlässigen Anlaufstelle für sämtliche Updates und Entwicklungen in puncto Corona und wird dem – gerade in herausfordernden Zeiten erhöhtem – Informationsbedürfnis der Leserinnen und Leser gerecht.
Mehr als 3,4 Millionen Verkehrsmeldungen erstellte RP Online seit August 2020 mit der NLG-Software von Retresco automatisiert. Die Funktionsweise: Auf Basis von Verkehrsdaten werden aktuelle Verkehrsinformationen für Nordrhein-Westfalen in Form von Artikeln generiert, die über die aktuellen Top 5 Staus in NRW sowie über Verkehrsmeldungen auf einzelnen Autobahnen informieren. Ebenso wie die beiden oben bereits genannten Beispiele veranschaulicht das Beispiel Verkehrsmeldungen die Stärken des Datenjournalismus im besonderen Maße. Wo menschliche Journalisten hyperlokale Verkehrsmeldungen aus Zeit- und Kostengründen nicht schreiben können, ist dieser Aspekt für die Software irrelevant. Natural Language Generation-Software produziert Texte in Echtzeit und in theoretisch unbegrenzter Anzahl. Online-Medien mit regionalem Fokus sind so in der Lage, thematisch neue Bereiche zu erschließen und damit die Reichweite maßgeblich zu erhöhen.
Experten prognostizieren, dass sich Technik und Mensch auch im Journalismus zukünftig noch stärker ergänzen, etwa wenn es darum geht – wie das oben beschriebene Beispiel zeigt – journalistische Inhalte durch Künstliche Intelligenz automatisiert zu erstellen. Hier werden Algorithmen jedoch keineswegs den traditionellen Journalismus ersetzen. Vielmehr bietet Datenjournalismus die Möglichkeit, Journalistinnen und Journalisten von Routinearbeiten zu entlasten und mehr Zeit für Qualitätsinhalte zu schaffen.