Was ist Morphologie?

Die Morphologie ist ein Teilgebiet der Linguistik. Morphologen und Morphologinnen interessieren sich sowohl für Bildungen von Wörtern wie Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänswitwe oder Feuerwehrrettungshubschraubernotlandeplatz, als auch für die Konjugation von Verben etc.

Als Teildisziplin der Sprachwissenschaft steht für Morphologen und Morphologinnen das Wort immer im Mittelpunkt. Es wird die Struktur, Funktion und Bildung von Worten untersucht. Die Morphologie versucht also gewissermaßen, der Architektur von Wörtern auf die Spur zu kommen. Um aber überhaupt Regeln und Gesetzmäßigkeiten bestimmen zu können, werden die Wörter in der Morphologie zunächst in ihre einzelnen Teile zerlegt. Die Morphologische Linguistik arbeitet demnach mit Sprache wie mit einer Art Baukastensystem, das auch komplexe Wörter in einzelne Bausteine segmentiert, um sie dann klassifizieren zu können.

Was ist ein Morphem?

Die kleinste funktionstragende sprachliche Einheit bei der Analyse der baulichen Struktur von Wörtern ist das Morphem. Unter einem Morphem versteht man ein sprachliches Zeichen, dass eine Bedeutung hat und sich nicht weiter in kleinere Bestandteile zerlegen lässt. Das Morphem trägt dabei immer eine Funktion.

Verschiedene Formen des Wortes [Haus] wie zum Beispiel [Häus+er], [Haus+mann], [häus+lich] oder [haus+en] werden von Menschen, die die Sprache sprechen als zusammengehörig erkannt. Und das gelingt, obwohl es sich bei den Beispielen um Nomen (Hausmann, Häuser), um Adjektive (häuslich) oder Verben (hausen) handelt und sich außerdem sogar die Schreibweise des Doppelvokals (von [au] zu [äu]) ändert. Die genannten Beispiele bilden Morphemvarianten zu dem Morphem [Haus].

Das Morphem [Haus] ist dabei ein freies und lexikalisches Morphem, auch Wurzelmorphem genannt. Dabei handelt es sich um die wichtigste Morphemklasse von allen, denn sie sind der lexikalisch unverzichtbare Teil eines Wortes. Jedes Wort muss ein Wurzelmorphem enthalten. Weitere Wurzelmorpheme sind beispielsweise [rot] [nimm][geh][Tisch][les][freund]. Es gibt aber noch mehr Arten von Morphemen, so können Morpheme auch gebunden sein, es gibt unikale Morpheme, derivative oder flexive Morpheme.

An folgendem Beispiel sieht man außerdem gut, dass Morpheme nicht gleich Silben sind. Silben strukturieren Worte auf lautlicher Ebene, indem sie einen Rhythmus der Betonung vorgeben. Morpheme hingegen zeigen die grammatikalische Funktion auf.

Morphemstruktur: [Donau+dampf+schiff+fahr+t+s+gesell+schaft+s+kapitän+s+witw+e]
Silbenstruktur: [Do-nau-dampf-schiff-fahrts-ge-sell-schafts-ka-pi-täns-wit-we]

Was ist der Unterschied zwischen einem Morphem und einem Morph?

Ein Morph ist die kleinste segmentierbare Einheit einer Wortform, welche semantische oder grammatische Informationen trägt. Jedes Wort lässt sich in Morphe segmentieren, ein Morph ist also der kleinste Baustein, in den man Wörter aufteilen kann. Dabei sind diese Bausteine aber noch nicht klassifiziert. Es geht dabei also rein um die Struktur. Zu dem Morphem grenzt sich das Morph über die Funktion ab. Denn das Morph ist die kleinste Einheit rein auf der Formebene und damit ein abstraktes Konzept.

Quellen, Verweise & PDF:

  • Meibauer, Jörg: «Einführung in die germanistische Linguistik. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar, 2002.
  • Skript aus einem Kurs der Universität Zürich, Institut für Computerlinguistik, Wintersemester 2017: HS 2016: Einführung in die Computerlinguistik I
  • Bussmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner, Stuttgart, 2002.
  • Gallmann, Peter und Sitta, Horst: Deutsche Grammatik. Lehrmittelverlag, Zürich, 2010.
  • Helmut Glück (Hrsg.) unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar, 2005.