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Harald Oberhofer
Head of Marketing, Retresco
Generative KI wie ChatGPT oder GPT-4 können Texte basierend auf einigen wenigen Prompts generieren und haben das Potenzial, die Content-Erstellung für Unternehmen und Marken wesentlich zu vereinfachen und zu beschleunigen. Doch wie bei jedem technologischen Fortschritt gibt es auch hierbei Vor- und Nachteile.
In diesem Artikel werfen wir einen kritischen Blick darauf, wie generative KI zu einer Art Fast-Food-Version des Internets führen kann und wie Unternehmen ihre Brand Safety und damit eine einzigartige Corporate Language sicherstellen können, um Trust aufzubauen und die eigene Reputation zu schützen.
Brand Safety ist ein Begriff, der sich auf die Maßnahmen bezieht, die Unternehmen und Marken ergreifen, um zu gewährleisten, dass ihre Kommunikation nicht in Verbindung mit ethisch fragwürdigen oder unangemessenen Inhalten bzw. in einem unerwünschten Kontext erscheint. Hierbei geht es darum, das Image und den Ruf zu schützen sowie das Vertrauen der Kunden zu bestätigen und zu festigen. Das bedeutet, dass Unternehmen und Marken sicherstellen sollten, dass ihre Botschaften in einem sicheren und vertrauenswürdigen Umfeld und in der gewünschten Tonalität platziert werden.
Zugleich erleben wir mit ChatGPT und Co. gerade die nächste Stufe des Fast-Food-Internets. Inhalte werden produziert, um einfach und schnell konsumiert zu werden, ohne tiefer in Themen einzusteigen. Die Nutzung des Fast-Food-Internets ist auf einen schnellen und oberflächlichen Medienkonsum ausgerichtet. Entsprechend “quick and dirty” erfolgt die Content-Produktion. Dieser Trend wird durch die neuesten Entwicklungen verstärkt, da es noch nie so einfach war, undifferenzierten Content mit einigen wenigen Prompts zu erstellen. Exemplarisch stehen hierfür Clickbait-Überschriften und -Inhalte, die darauf abzielen, schnell und impulsiv geklickt zu werden.
Das Fast-Food-Phänomen ist ein Synonym für Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Gleichförmigkeit. Die zunehmende Verbreitung von KI-generierten Inhalten kann zu einer Kultur der Gleichheit führen, bei der kreative und individuelle Aspekte verloren gehen. Durch den Einsatz von generativer KI können Unternehmen und Marken zwar auf einfache Weise klickstarke Inhalte generieren, es besteht jedoch auch die Gefahr, bei der Textautomatisierung eine Nivellierung nach unten zu befördern. Speisen sich solche generierten Inhalte nur noch aus bereits bestehenden Online-Texten ist theoretisch jeder Text zum gleichen Thema gleich.
Corporate Language ist deshalb ein zentraler Aspekt der skalierbaren Textautomatisierung im Rahmen einer ganzheitlichen Brand Safety-Strategie. Die Corporate Language beschreibt die spezifischen Sprachrichtlinien und -regeln, die Unternehmen und Marken festlegen, um sicherzustellen, dass ihre Kommunikation konsistent und einheitlich organisiert wird. Der Zusammenhang zwischen Brand Safety und Corporate Language liegt darin, dass eine konsistente Sprache über alle bedienten Kanäle auf die Reputation und den Trust einzahlt.
Durch eine gemanagte Corporate Language wird gewährleistet, dass alle Botschaften klar, verständlich und aus einem Guss formuliert und veröffentlicht werden. Dadurch wird vermieden, dass falsche oder missverständliche Signale an Kunden und Interessenten gesendet werden, die das Image gefährden. Zugleich kann eine vordefinierte Corporate Language dazu beitragen, unangemessene und ethisch bedenkliche Inhalte von vorherein zu vermeiden. Zugleich ist eine zeitgemäße Textautomatisierung ohne größeren Aufwand in der Lage, Wörter und ganze Satzteile inhaltlich korrekt zu variieren – und damit für Unterscheidung zu sorgen.
Im Fast-Food-Internet-Internet sind Unternehmen und Marken, die auf einzigartige Communities und User Experiences setzen, dem Wettbewerb einen Schritt voraus. Unique Communities sind Nutzergruppen, die sich aufgrund gemeinsamer Interessen oder Merkmale zusammengehörend fühlen. Solche Nutzer/innen suchen nach Authentizität und persönlicher Verbindung zu Marken und zu Produkten – und dies kann nicht zuletzt durch individuellen und maßgeschneiderten Content erfolgen. Unternehmen, die sich auf ihre Corporate Language und ihre Markenidentität konzentrieren, können auch textlich für einzigartige Erfahrungen sorgen und sich dadurch differenzieren.
Die Corporate Language schafft ein gemeinsames Verständnis für eine Marke bzw. für ein Produkt und trägt dazu bei, dass sich Kunden und Interessenten damit identifizieren. Dies führt zu einer stärkeren Bindung mit dem Unternehmen oder der Marke. Die einheitliche Sprache trägt wiederum dazu bei, dass sich Unique Communities bilden und sich die User Experience positiv entwickelt. Insgesamt hilft die strukturierte Textautomatisierung dabei, gemeinsame Ziele und Werte zu vermitteln und so eine starke Gemeinschaft zu bilden.
Eine vordefinierte Corporate Language umfasst einen spezifischen Wortschatz, die Tonalität und den Stil, die den Anbieter repräsentieren und von anderen unterscheidet. Glossare sind hierbei ein besonders wichtiges Tool, um die Corporate Language konsistent zu halten und um Online-Sichtbarkeit aufzubauen.
Bei der Verwendung von generativer KI wie ChatGPT kann die Einzigartigkeit der Corporate Language jedoch schnell verwässert werden. Obwohl solche Anwendungen problemlos in der Lage sind, bestimmte Sprachregeln und Stile zu erlernen und nachzuempfinden, haben sie auch oft Schwierigkeiten, die Feinheiten und Nuancen der gewünschten Sprache eines Anbieters mit all ihren Verästelungen zu erfassen und wiederzugeben. Dadurch kann die Markenkommunikation ihren individuellen Charakter verlieren und wird schnell auf ein generisches KI-Sprech reduziert.
Trotz der genannten Risiken kann generative KI dennoch erfolgreich eingesetzt werden, ohne die Corporate Language eines Unternehmens oder Marke in ihrer Gänze in Frage zu stellen. Nachfolgend finden sich zentrale Aspekte, die Unternehmen und Marken bei der Textautomatisierung berücksichtigen sollten:
1. Kombination von KI und menschlicher Kreativität: Generative KI kann von Content-Teams als Ergänzung eingesetzt werden, indem Lösungen wie ChatGPT zuarbeiten, während die Mitarbeiter/innen manuell die Feinheiten und Nuancen der Corporate Language prüfen und sicherstellen. Durch datenbasierte Textmodelle kann der Spieß aber auch komplett umgedreht werden, indem einmalig Daten und Regeln festgelegt werden und anschließend Textgenerierung im laufenden Betrieb automatisiert auf Basis dieser Vorgaben erfolgt. Siehe die beiden nachfolgenden Betrachtungen.
2. Corporate Language und KI-Modelle: Unternehmen und Marken können KI-Modelle auch speziell auf ihre Corporate Language trainieren, um sicherzustellen, dass die generierten Inhalte durchgängig die gewünschte Tonalität und den vorgegebenen Stil beibehalten. Hierbei gilt es sowohl sprachliche als auch technische Aspekte zu berücksichtigten. So kann durch KI-Modelle sichergestellt werden, dass eine einheitliche Terminologie verwendet wird. KI-Modelle helfen durch eine zentrale Textautomatisierung, dass Marketing-Kanäle wie Webseiten, Chatbots oder E-Mails ein konsistentes Markenbild widerspiegeln. Insgesamt wird dadurch die Interaktion zwischen dem Unternehmen bzw. der Marke mit seinen Kunden und Interessenten deutlich verbessert und die Effizienz der eigenen Geschäftsprozesse erhöht.
3. Qualitätssicherung bei der Textautomatisierung: Eine einheitliche Corporate Language trägt wesentlich dazu bei, dass die Kommunikation klar und präzise ist und der Anbieter konsistent und vertrauenswürdig wahrgenommen wird. Corporate Language und Qualitätssicherung sind deshalb unerlässlich für den Erfolg eines Unternehmens bzw. einer Marke. Die Qualitätssicherung stellt sicher, dass Produkte und Dienstleistungen den textlichen Standards entsprechen. Durch die Implementierung klarer Richtlinien und Standards für die sprachliche Kommunikation und die Überwachung der sprachlichen Qualität wird Trust aufgebaut und die Loyalität bei Kunden und Interessenten entwickelt. In der Regel erfolgt diese Art der Qualitätssicherung bei der Textautomatisierung in dem bereits erwähnten Textmodellen. Hierbei sollte allerdings auch immer menschliches Input möglich bleiben (“Human-in-the-Loop”).
Aus diesem Grund hat Retresco Large Scale Content Automation (LSCA) entwickelt, um eine einheitliche Corporate Language beim Einsatz von generativer KI in einer Lösung zu ermöglichen. LSCA unterstützt die Erstellung dynamischer und statischer Inhalte auf Basis von Hybrid NLG und kombiniert datenbasierte Textmodelle mit den Möglichkeiten großer Sprachmodelle wie GPT-4. Die Textmodelle basieren auf einem initialen Setup aus Daten und Regeln, wodurch eine kontinuierliche Textautomatisierung in gleichbleibend hoher Qualität, Varianz und Aktualität sichergestellt wird. Zugleich können die Unternehmen und Marken die Tonalität sowie das Wording ihrer Texte individuell und personalisiert ausrichten, markenspezifisch variieren und jederzeit intervenieren.
Generative KI wie ChatGPT und Co. bieten beeindruckende Möglichkeiten für die schnelle und einfache Erstellung von Inhalten. Dennoch ist es unerlässlich, die Risiken und Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Brand Safety und Corporate Language zu berücksichtigen. Unternehmen, die sich auf ihre einzigartige Markenidentität konzentrieren und generative KI sinnvoll und verantwortungsbewusst einsetzen, sollten sich in die Lage versetzen, die Vorteile dieser Technologie zu nutzen, ohne ihre Corporate Language und die Einzigartigkeit ihrer Inhalte aufs Spiel zu setzen. Zugleich gilt es die Skalierung der Textautomatisierung immer im Auge zu behalten.
Für Fragen und weitere Informationen zum Thema Brand Safety, Corporate Language und Large Scale Content Automation stehen wir gerne zur Verfügung. Sprich uns an – unsere Expert/innen melden sich gerne bei dir!