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Janina Abou Al Ward
Product Marketing Managerin, Retresco
Künstliche Intelligenz und ihre Anwendungsmöglichkeiten sind im journalistischen Umfeld nicht mehr wegzudenken. Diese Entwicklung wird sich im neuen Jahr weiter beschleunigen. Zugleich rücken Effizienz und wirtschaftliche Bedeutung von KI für Journalist/innen immer stärker in den Fokus. Erste Pilotprojekte und Betaphasen bei nationalen und regionalen Medienhäusern, Branchendiensten sowie Fachverlagen sind erfolgreich abgeschlossen – nun beginnt eine Phase belastbarer KI-Tools entlang der gesamten Media-Value-Chain. KI Newsroom Software wird ein zunehmend fester Bestandteil des Redaktionsalltags und gezielt auf ihren Nutzen und ihre Effizienz hin optimiert.
Im folgenden Gespräch diskutieren Janina Abou Al Ward und Harald Oberhofer aus dem Retresco-Marketing die Innovationen, Chancen und Hürden, die der Einsatz von KI entlang der journalistischen Wertschöpfungskette mit sich bringt.
„Der Einsatz von KI im journalistischen Arbeitsumfeld spielt eine zentrale Rolle bei der Automatisierung von Routineaufgaben wie der Erstellung datenbasierter Inhalte, der Personalisierung von Nachrichtenangeboten und die semantische Strukturierung von Inhalten. Dadurch können Redaktionen Ressourcen effizienter einsetzen, innovative Formate entwickeln, aktuelle Workflows weiterentwickeln und sich stärker auf investigative und kreative Arbeit konzentrieren. KI Newsroom Software unterstützt diesen Prozess, indem sie datengetriebene Einblicke liefert und redaktionelle Workflows optimiert.
Viele experimentelle Pilotprojekte und Betaphasen haben bei Medienhäusern und Fachverlagen ihren Abschluss gefunden. Im neuen Jahr beginnt eine Phase der Normalisierung und Professionalisierung, in der KI konsequent in den Redaktionsalltag integriert und auf ihren wirtschaftlichen Nutzen hin optimiert wird.“
„KI revolutioniert die journalistische Wertschöpfungskette von Grund auf – von der Recherche über die Content-Erstellung bis hin zur Distribution. Sie analysiert große Datenmengen effizient, erkennt relevante Trends für Redaktionen und automatisiert Routineaufgaben wie das Verfassen datenbasierter Artikel oder die Textanpassung. KI Newsroom Software ist dabei ein entscheidendes Werkzeug, um diese Prozesse effizienter zu gestalten und gleichzeitig die Qualität der Inhalte zu steigern. Dies spart Zeit und Ressourcen und schafft Raum für kreativen und investigativen Journalismus.
Zugleich ermöglicht KI die Personalisierung von Inhalten, eröffnet neue Monetarisierungsmöglichkeiten durch maßgeschneiderte Angebote und steigert die Effizienz entlang der gesamten Media-Value-Chain. Dies gilt für nationale und regionale Medien ebenso wie für Branchendienste, Fachverlage und Special-Interest-Plattformen. Beispiele wie kanalspezifische Content-Aufbereitung, automatisiertes Rewriting, Frage-Antwort-Systeme, Content-Tagging, Transkriptionen, kontextuelle In-Text-Verlinkungen oder Optimierungen für ein erfolgreiches Medien-SEO verdeutlichen, wie KI Newsroom Software redaktionelle Prozesse transformiert und die Produktivität nachhaltig steigert. Ergänzend tragen Chatbots, Archiv-Suchen und Leser-Services dazu bei, Arbeitsabläufe weiter zu optimieren.“
„Die Arbeitsweise von Journalist/innen hat sich durch den Einsatz von KI deutlich verändert. Routineaufgaben wie Datenanalysen, Content-Erstellung und Format-Anpassungen werden zunehmend automatisiert, was mehr Zeit für journalistische Kernaufgaben schafft. KI Newsroom Software ermöglicht außerdem personalisierte Inhalte, schnellere Aktualisierungen und neues Storytelling. Zugleich sind Journalist/innen gut beraten, neue Kompetenzen im Umgang mit KI-Tools zu entwickeln, um deren Potenziale voll auszuschöpfen und Hürden wie verzerrte Inhalte, Fehlerinformationen oder ethische Fragen zu vermeiden.“
„Der Einsatz von KI in journalistischen Prozessen bietet eindeutige Vorteile. Effizienzsteigerung durch die Automatisierung von Routineaufgaben wie Datenanalysen, Textanpassungen oder Content-Tagging sowie Zeitersparnis bei der Auswertung großer Datenmengen und der Identifikation relevanter Trends. Zudem ermöglicht KI Newsroom Software die Erstellung personalisierter Inhalte, der gezielt auf die Interessen der Leserschaft ausgerichtet werden, und eröffnet neue Erlösmöglichkeiten. Journalist/innen gewinnen dadurch mehr Freiraum für redaktionelle Tätigkeiten, während repetitive Aufgaben automatisiert abgewickelt werden. Insgesamt profitieren sie von höheren Produktionskapazitäten und optimierten Workflows – trotz zunehmend knapper Ressourcen.“
„Journalist/innen benötigen Fähigkeiten wie Datenkompetenz, um große Content-Pools und Artikelarchive zu managen und zu interpretieren, sowie ein Grundverständnis für KI-Tools, um deren Potenziale und Grenzen einschätzen zu können. KI Newsroom Software erleichtert den Einstieg, indem sie benutzerfreundliche Oberflächen und intuitive Workflows bietet.
Zusätzlich sind technisches Basis-Know-how für die Weiterentwicklung und Optimierung der KI-gestützten Workflows notwendig sowie offene Augen erforderlich, um die Qualität und Integrität automatisiert erstellter Inhalte sicherzustellen. Nicht zu vergessen ist auch die kulturelle Verankerung KI-basierter Prozesse in den Redaktionen.
Aktuell ist viel die Rede von Prompting als zentralen Aspekt, um KI-Tools effektiv einsetzen zu können. Hierbei geht es darum, präzise und zielgerichtete Vorgaben zu formulieren, um die gewünschten Ergebnisse von der KI zu erhalten. Ein gutes Beispiel ist der Prompting-Ansatz der RHEINPFALZ, die mithilfe unseres Rewrite-Tools ihre redaktionellen Workflows optimiert hat. Journalist/innen benötigen hierbei kein spezielles KI-Know-how. Vielmehr wird auf bereits genutzte Prompts sowie entsprechende Bibliotheken zugegriffen, wobei sich diese flexibel auf individuelle Anforderungen anpassen lassen. Durch die gezielte Aufteilung komplexer Aufgaben in einzelne, klar definierte Prompts können Journalist/innen schnell und einfach Texte umschreiben, zusammenfassen und ausrichten. Diese strukturierte Herangehensweise ermöglicht nicht nur eine höhere Qualität der Inhalte, sondern sorgt auch für Effizienz und Konsistenz in der Content-Produktion.“
„Ja, der Einsatz von KI hat zu neuen Rollen in unserem Team geführt. Im journalistischen Umfeld sind Positionen wie Chief AI Officer (CAIO) für die strategische Nutzung von KI, KI-Content-Spezialist/innen, die KI-Modelle trainieren und anpassen sowie KI-Workflow-Manager/innen, die automatisierte Prozesse überwachen und optimieren.
In größeren Medienhäuser gibt es auch bereits AI Engineers für die technische Implementierung und Weiterentwicklung von KI-Systemen sowie AI Librarians für die Pflege und Optimierung von Archiv-Datenbanken und KI-Modellen besonders relevant. Solche Rollen unterstützen Redaktionen dabei, KI gezielt für die Content-Produktion, Personalisierung und Effizienzsteigerung entlang der medialen Wertschöpfungskette einzusetzen.“
„Die größten Hürden bei der Integration von KI liegen in der Wahrung der journalistischen Integrität und der Vermeidung von Fehlinformationen. KI Newsroom Software hilft dabei, indem sie auf vertrauenswürdige Datenquellen setzt und redaktionelle Kontrollmechanismen integriert.
KI-Modelle können falsche oder verzerrte Inhalte generieren („Halluzinationen“), weshalb menschliche Kontrolle unverzichtbar bleibt. Zudem stellen ethische Fragen zur Transparenz und Verantwortung sicher, dass eine KI-basierte Inhaltsproduktion auch als eine solche erkennbar ist. Eine sorgfältige Balance zwischen Automatisierung und redaktioneller Kontrolle ist entscheidend, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten. Es gilt, eindeutige Richtlinien zu entwickeln, um sicherzustellen, dass KI-gestützte Berichterstattung die ethischen Standards des Journalismus auf in Zukunft erfüllt.“
„In den kommenden Jahren wird generative KI zur automatisierten Content-Erstellung, KI-gestützte Recherche-Tools zur Analyse großer Datenmengen und personalisierte Inhalte durch intelligente Distributionssysteme die journalistische Arbeit prägen. KI Newsroom Software wird hierbei eine zentrale Rolle spielen, da sie die Integration dieser Technologien in bestehende Workflows erleichtert. Zudem sollten semantische Content-Tagging, automatisiertes Fact-Checking, neue Erzählformate sowie eine interaktiv ausgelegte Informationsbereitstellung weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Innovationen bieten große Chancen, journalistische Prozesse effizienter zu organisieren und neue Angebote zu entwickeln – ohne bereits etablierte Content-Workflows über den Haufen zu werfen.
Ein weiterer bedeutender Trend ist der Einsatz von Agentic AI – also KI-basierten Agenten, die autonom bestimmte Aufgaben übernehmen und komplexe Workflows automatisieren. Im Medienumfeld könnten solche KI-Agenten etwa automatisiert Themen identifizieren, relevante Inhalte recherchieren, passende Quellen prüfen und erste Entwürfe für Artikel erstellen. Sie agieren nicht-deterministisch, arbeiten kontinuierlich im Hintergrund und unterstützen Redaktionen dabei, effizient auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Zudem eröffnen solche KI-Agenten neue Möglichkeiten im Bereich der Content-Personalisierung, indem sie Inhalte gezielt auf verschiedene Zielgruppen zuschneiden und dynamisch ausspielen. Dieser Ansatz hat das Potenzial, journalistische Prozesse grundlegend zu transformieren und die Reichweite zu erhöhen. Ich schätze, dass wir hierzu 2025 im Medienumfeld erste belastbare Anwendungen sehen werden.
Bei den Medienhäuser bereits angekommen sind dagegen Frage-Antwort-Systeme auf Basis von Retrieval-Augmented Generation (RAG). Solche Systeme kombinieren die Stärken großer Sprachmodelle mit gezieltem Datenabruf aus vertrauenswürdigen Datenquellen wie Artikel-Archiven oder Datenbanken. Im journalistischen Kontext ermöglichen RAG-gestützte Anwendungen präzise Antworten auf Nutzanfragen, etwa in Form von automatisierten Leser-Services, interaktiven News-Assistenzsystemen oder intelligenten Recherche-Tools für Redaktionen. Ein wesentlicher Vorteil ist die Vermeidung von verzerrten Inhalten oder Fehlinformationen, da Antworten auf geprüften, bereits veröffentlichten Content-Pools basieren. So tragen RAG-basierte Frage-Antwort-Systeme zur Effizienzsteigerung in der Redaktion bei und bieten zugleich einen Mehrwert für die Nutzer, indem sie schnelle und verlässliche Informationen bereitstellen.“
„KI im Journalismus wird auf absehbare Zeit unterstützend wirken. Sie wird Routineaufgaben automatisieren, große Datenmengen analysieren, personalisierte Inhalte und interaktive Formate ermöglichen, wodurch Journalist/innen mehr Zeit für hochwertige Redaktionsarbeiten gewinnen. Substitution wird nur in Bereichen stattfinden, in denen rein datenbasierte Inhalte erforderlich sind, wie bei Börsennachrichten, Wetterberichten, Verkehrsmeldungen oder der Wahlkreisberichterstattung. Kurzum: Die menschliche Perspektive und redaktionelle Verantwortung bleiben unverzichtbar.“
„Retresco ist ein ausgewiesener KI-Spezialist und bietet seit jeher KI-basierte Lösungen an. Wir verfolgen kontinuierlich die neuesten Marktentwicklungen, um Innovationen frühzeitig aufzugreifen und Kundenanforderungen zu antizipieren. Um unsere Mitarbeitenden optimal auf die Möglichkeiten und Arbeit mit KI vorzubereiten, setzen wir auf regelmäßige Schulungen, Schulterblicke und stellen unternehmensweite Zugänge zu den wichtigsten KI-Tools bereit. Zudem haben wir in den einzelnen Abteilungen KI-Botschafter ernannt, die als Ansprechpersonen dienen und den Wissensaustausch fördern. Zugleich geben unsere technischen Units alle zwei Wochen allen Mitarbeitenden einen Update zu den neuesten KI-Entwicklungen. So stellen wir sicher, dass unsere Teams am Puls der Zeit bleibt und KI-Tools effektiv nutzen können.“
Im Marketing-Team sind durch den Einsatz von KI Newsroom Software keine komplett neuen Rollen oder Positionen entstanden. Allerdings hat sich unsere Arbeitsweise deutlich verändert. Jeder Mitarbeitende muss KI-Tools produktiv einsetzen können, um Routineaufgaben effizienter zu gestalten und kreative Prozesse zu unterstützen. Ich schätze, dass unsere Effizienz dadurch in den letzten zwei Jahren um bis zu 20 % gestiegen ist. Die Integration von KI erfordert also keine neuen Rollen, sondern vor allem die Bereitschaft, bestehende Arbeitsweisen zu transformieren und KI-Technologien aktiv einzubinden.
Ein Beispiel ist unser eigenes Tool “Rewrite”, das wir für das Umschreiben, Editieren und Zusammenfassen von Texten nutzen. Ergänzend verwenden wir Tools wie ChatGPT und Perplexity, vor allem für Textaufgaben, Konzeptentwicklungen und die Competitive Intelligence. Im Bereich der Bildbearbeitung und -generierung setzen wir auf die KI-Funktionen gängiger Creative Suites, während wir im Bereich der Videogenerierung experimentieren – hier halten die Ergebnisse jedoch noch nicht unseren Qualitätsansprüchen stand.
Vielen Dank für das spannenden Austausch zu Künstlicher Intelligenz im Journalismus – von Innovationen über Chancen bis hin zu den Hürden!
Bei Fragen zur Anwendung von KI entlang der Media-Value-Chain stehen wir dir jederzeit gerne zur Verfügung. Sprich uns an!